Samstag, 29. September 2018

29.09.2018: Mostecký FK – FC Chomutov

  • Divize B (4.Liga Tschechische Republik)
  • Fotbalový stadion Josefa Masopusta (Most)
  • 120 Zuschauer
  • 11:10 n.E. (0:1, 1:1)

Erneut verschaffen einem die Sicherheitsbehörden einen unerwarteten freien Samstagvormittag. Das Spiel gegen Lok wurde von 13:30 Uhr auf 16:00 Uhr gelegt, eine Folge der erneuten Freitags-Demonstrationen rund um die traurigen Ereignisse am Rande des Stadtfestes. Aktuell scheint die Flucht vor der gewohnten Umgebung als probates Mittel zur notwendigen Ablenkung, denn auch im himmelblauen Lager haben die Sorgenfalten besorgniserregende Tiefen angenommen. Die Ausgliederung ist seit dieser Woche unter höchst dubiosen Umständen unumstößlicher Fakt, die Gräben innerhalb des Vereins, der Fanszene, ja irgendwie allen werden auch durch diesen Umstand immer größer und breiter, dazu agiert ein wildgewordenes Rumpelstilzchen auf der Position des Insolvenzverwalters und nutzt wirklich alle schmutzigen und moralisch verwerflichen Tricks aus, um seinen Plan durchzusetzen, den aber noch keiner durchschaut. Wenn es eine Hölle geben sollte, allein das Handeln dieses Mannes in den letzten Wochen dient als Nachweis für deren Existenzberechtigung. Also erstmal weg, auch wenn es nur nach Most geht. Wie immer eine kleine Reise in die Vergangenheit, gehört das nach dem in der Nähe der Stadt geborenen legendären tschechischen Spieler Josef Masopust benannte Stadion doch nun auch zur Liste der in schöner Unregelmäßigkeit besuchten Stadien. Es ist und bleibt halt eben auch eine schicke, kleine Bude, sodass das Herz auch beim mittlerweile neunten Spielbesuch hier wieder kleine Hüpfer vollzieht. Zumal sich auch nach der letzten Renovierung Mitte der 2000er Jahre (mit dem Aufstieg in die Belletage des honzilianischen Fußballs 2005 als Anlass) vermutlich keine Sau mehr um das Stadion gekümmert hat, der Zustand der Anlage im Laufe der Jahre ähnlich wie die Zuschauerzahlen infolge des sportlichen Niedergangs verkümmerte. Gammel, wohin das Auge reicht. 2016 ging der Ofen bei Banik Most dann endgültig aus, der Verein wurde aufgelöst und die Herrenmannschaft in den bereits existierenden (und nicht wie fälschlicherweise oft behauptet als Folgeverein gegründeten) Mostecky FK integriert, die auch den Startplatz Baniks in Liga 4 übernahm. Gut anderthalb Jahre lang kickten die draußen vor der Stadt und das Stadion stand leer, seit Anfang des Jahres ist man aber nun wieder in das 8.000er-Stadion zurückgekehrt. Heute kommt es zudem zum Derby, dass aber natürlich eh keine Sau juckt.
Früher wäre das tatsächlich sogar eine interessante Partie geworden, denn sowohl Most als auch der FCC hatten früher eine kleine Szene, die gerne mal gezündelt hat und sogar freundschaftlich verbunden war. Zähneknirschend muss man aber natürlich auch erwähnen, dass die Banik-Fans auch Kontakte zu einem CFC-Fanclub hatten und damit auch das ein oder andere Mal bei Kicks der Himmelblauen zu Gast waren – und ja, es existiert sogar ein in kleiner Zahl produzierter Freundschaftsschal zwischen Banik Most und dem Chemnitzer Fußballclub (Wer den übrigens hat und nicht mehr benötigt – meine Sammlung freut sich). In Most ist man zeitgleich mit dem Verein „gestorben“, die zuletzt vielleicht aus 20-25 Leuten bestehende Szene akzeptiert den MFK nicht als neuen Verein und handelt damit zumindest konsequent. Auch der zu Hochzeiten in ähnlichen Größenordnungen schwebende Anhang aus der in unseren Kreisen gerne liebevoll-scherzhaft „Perle Nordböhmens“ genannten 48.000-Seelen-Stadt Chomutov  hat sich mittlerweile vom Verein verabschiedet, der Grund hier wohl das komplette „Rebranding“ (Fachbegriffe einbauen: Check!) des Clubs, der sich einmal auf links gedreht hat: neue Farben, neues Wappen, alter Name. Für die optische Darstellung diente niemand geringeres als Manchester City als Vorbild, zudem firmiert zumindest laut neuem Logo auch nicht mehr als FC Chomutov, sondern Chomutov FC. Welchen Zweck die aufgezwungene Internationalisierung eines tschechischen Viertligisten haben soll dürfte nicht nur ich mich mehrfach gefragt haben – auch die als „Ultras Komotau“ fungierende Bande dürfte sich darüber den Kopf zerbrochen haben, die Konsequenz ist dann aber eben auch hier der komplette Verzicht auf den „neuen“ Verein. Dementsprechend trist ist das sich uns bietende Bild an diesem sonnigen Samstagvormittag: gerade mal 120 Nasen (und selbst das ist optimistisch aufgerundet) sehen ein Fußballspiel, dass kaum Potenzial für ausufernde Emotionen bietet und zudem auch in das in meinen Augen weiterhin völlig sinnlose Elfmeterschießen geht. Da hier (fast) alle Tore offen sind nutzen sowohl Christian als auch ich, Sznappsen und Basti den sich bietenden Platz für ausgedehnte Streifzüge durch das charmante Areal, sodass der Blick nicht allzu oft auf das sich dargebotene Kabinett der sportlichen Grausamkeiten fiel. Eine verheerende Entwicklung, auf beiden Seiten. Und vielleicht auch ein Blick in die himmelblaue Zukunft…



































Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen