- Divize B (4.Liga Tschechische Republik)
- Fotbalový stadion Josefa Masopusta (Most)
- 120 Zuschauer
- 11:10 n.E. (0:1, 1:1)
Erneut verschaffen einem die Sicherheitsbehörden einen unerwarteten freien
Samstagvormittag. Das Spiel gegen Lok wurde von 13:30 Uhr auf 16:00 Uhr gelegt,
eine Folge der erneuten Freitags-Demonstrationen rund um die traurigen
Ereignisse am Rande des Stadtfestes. Aktuell scheint die Flucht vor der
gewohnten Umgebung als probates Mittel zur notwendigen Ablenkung, denn auch im
himmelblauen Lager haben die Sorgenfalten besorgniserregende Tiefen angenommen.
Die Ausgliederung ist seit dieser Woche unter höchst dubiosen Umständen
unumstößlicher Fakt, die Gräben innerhalb des Vereins, der Fanszene, ja
irgendwie allen werden auch durch diesen Umstand immer größer und breiter, dazu
agiert ein wildgewordenes Rumpelstilzchen auf der Position des
Insolvenzverwalters und nutzt wirklich alle schmutzigen und moralisch verwerflichen
Tricks aus, um seinen Plan durchzusetzen, den aber noch keiner durchschaut.
Wenn es eine Hölle geben sollte, allein das Handeln dieses Mannes in den
letzten Wochen dient als Nachweis für deren Existenzberechtigung. Also erstmal
weg, auch wenn es nur nach Most geht. Wie immer eine kleine Reise in die
Vergangenheit, gehört das nach dem in der Nähe der Stadt geborenen legendären
tschechischen Spieler Josef Masopust benannte Stadion doch nun auch zur Liste
der in schöner Unregelmäßigkeit besuchten Stadien. Es ist und bleibt halt eben
auch eine schicke, kleine Bude, sodass das Herz auch beim mittlerweile neunten
Spielbesuch hier wieder kleine Hüpfer vollzieht. Zumal
sich auch
nach der letzten Renovierung Mitte der 2000er Jahre (mit dem Aufstieg in die Belletage
des honzilianischen Fußballs 2005 als Anlass) vermutlich keine Sau mehr um das
Stadion gekümmert hat, der Zustand der Anlage im Laufe der Jahre ähnlich wie
die Zuschauerzahlen infolge des sportlichen Niedergangs verkümmerte. Gammel,
wohin das Auge reicht. 2016 ging der Ofen bei Banik Most dann endgültig aus,
der Verein wurde aufgelöst und die Herrenmannschaft in den bereits
existierenden (und nicht wie fälschlicherweise oft behauptet als Folgeverein
gegründeten) Mostecky FK integriert, die auch den Startplatz Baniks in Liga 4
übernahm. Gut anderthalb Jahre lang kickten die draußen vor der Stadt und das
Stadion stand leer, seit Anfang des Jahres ist man aber nun wieder in das
8.000er-Stadion zurückgekehrt. Heute kommt es zudem zum Derby, dass aber natürlich
eh keine Sau juckt.
Früher wäre das tatsächlich sogar eine interessante
Partie geworden, denn sowohl Most als auch der FCC hatten früher eine kleine
Szene, die gerne mal gezündelt hat und sogar freundschaftlich verbunden war.
Zähneknirschend muss man aber natürlich auch erwähnen, dass die Banik-Fans auch
Kontakte zu einem CFC-Fanclub hatten und damit auch das ein oder andere Mal bei
Kicks der Himmelblauen zu Gast waren – und ja, es existiert sogar ein in
kleiner Zahl produzierter Freundschaftsschal zwischen Banik Most und dem
Chemnitzer Fußballclub (Wer den übrigens hat und nicht mehr benötigt – meine
Sammlung freut sich). In Most ist man zeitgleich mit dem Verein „gestorben“,
die zuletzt vielleicht aus 20-25 Leuten bestehende Szene akzeptiert den MFK
nicht als neuen Verein und handelt damit zumindest konsequent. Auch der zu
Hochzeiten in ähnlichen Größenordnungen schwebende Anhang aus der in unseren
Kreisen gerne liebevoll-scherzhaft „Perle Nordböhmens“ genannten
48.000-Seelen-Stadt Chomutov hat sich
mittlerweile vom Verein verabschiedet, der Grund hier wohl das komplette
„Rebranding“ (Fachbegriffe einbauen: Check!) des Clubs, der sich einmal auf
links gedreht hat: neue Farben, neues Wappen, alter Name. Für die optische
Darstellung diente niemand geringeres als Manchester City als Vorbild, zudem
firmiert zumindest laut neuem Logo auch nicht mehr als FC Chomutov, sondern
Chomutov FC. Welchen Zweck die
aufgezwungene Internationalisierung eines
tschechischen Viertligisten haben soll dürfte nicht nur ich mich mehrfach
gefragt haben – auch die als „Ultras Komotau“ fungierende Bande dürfte sich
darüber den Kopf zerbrochen haben, die Konsequenz ist dann aber eben auch hier
der komplette Verzicht auf den „neuen“ Verein. Dementsprechend trist ist das
sich uns bietende Bild an diesem sonnigen Samstagvormittag: gerade mal 120
Nasen (und selbst das ist optimistisch aufgerundet) sehen ein Fußballspiel,
dass kaum Potenzial für ausufernde Emotionen bietet und zudem auch in das in
meinen Augen weiterhin völlig sinnlose Elfmeterschießen geht. Da hier (fast)
alle Tore offen sind nutzen sowohl Christian als auch ich, Sznappsen und Basti
den sich bietenden Platz für ausgedehnte Streifzüge durch das charmante Areal,
sodass der Blick nicht allzu oft auf das sich dargebotene Kabinett der
sportlichen Grausamkeiten fiel. Eine verheerende Entwicklung, auf beiden
Seiten. Und vielleicht auch ein Blick in die himmelblaue Zukunft…
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