Samstag, 21. Dezember 2019

21.12.2019: KV Red Star Waasland-SK Beveren - Royal Standard Club de Liège

  • Division 1A (1.Liga Belgien)
  • Stadion Freethiel (Beveren)
  • 4.000 Zuschauer
  • 2:1 (0:1)
Von West- geht es wieder nach Ostflandern, genauer nach Beveren. Genau wie in Roeselare gibt's auch hier übrigens einen erfolgreichen Volleyballverein, hier in der rund 49.000 Einwohner großen Gemeinde sind es die Frauen von Asterix Avo Beveren, die seit 1998 elf Meisterschaften und 14 Pokalsiege feiern konnten. Die örtlichen Fußballer sind nicht ganz so erfolgreich und typisch für dieses Land auch so eine komische Konstruktion. Denn offiziell sind die Gastgeber noch immer zwei Vereine, die quasi eine Art Spielgemeinschaft bilden. "Inoffizielle Fusion" sagt man auch dazu, beide Clubs sind quasi eins, bestehen aber ganz offiziell weiterhin selbstständig weiter, da den KSK eine nicht unerhebliche Schuldenlast drückt, die dann auf den Nachfolger übergehen würde. An sich tritt hier also der 1936 gegründete KV Red Star Waasland an, nach der "Fusion" 2010 wechselte ein Großteil der Spieler aus Beveren aber nach Sint-Niklaas (oder auch nicht, denn der Verein kickt weiterhin im Freethielstadion in Beveren) und man tritt seitdem unter dem obigen Namen an. Mit Erfolg, denn seit 2012 spielt man wieder in der belgischen Belletage.
Nachteil einer Bude wie dem Stadion Freethiel und seiner Lage mitten in der Stadt ist der eklatante Parkplatzmangel in näherer Umgebung, die hier auch etwas Zeit bei der Suche in Anspruch nahm. Eine knappe halbe Stunde vor Anpfiff blieb für den Mitfahrer trotzdem noch Zeit, sich eine Pizza aus einem Schmierimbiss reinzupfeifen. Nur nach Fußball sah es hier irgendwie nicht aus, lediglich die einen leeren Kreisverkehr bewachende Einheit der Staatssicherheit sollte als Hinweis auf die sportliche Großveranstaltung dienen. Offene Kassen wischten jedoch alle Bedenken aufgrund der menschenleeren Straßen beiseite, für 20 € gab's die Zutrittsberechtigung für die Haupttribüne mit bestem Blick über den Rest des zusammengewürfelt wirkenden Stadions. Hinter einem Tor ein nicht mehr genutzter, alter Stehplatzbereich, an den Seiten zwei relativ neu wirkende Tribünen und zum Schluss noch ein größerer Bereich hinter dem anderen Tor, auf dem Heim- und Gästeblock zu finden sind. Falls Rainer "Wie bescheisse ich jahrelang das System und stelle mich als Moralapostel hin" Wendt das lesen sollte, kann er sich den Schweiß wieder von der Stirn wischen, denn trotz locker zu überwindenden, hüfthohen Abgrenzung zum Spielfeld - hier kicken immer noch Waasland gegen Lüttich und nicht Dynamo und Hansa... Die Heimseite, die sich mit vielleicht 40 durchgängig aktiven Leuten hinter einer "Ultras"-Fahne sammelt, entspricht den nicht allzu hohen Erwartungen, das verbleibende Heimpublikum denkt eher britisch, kann also situationsbedingt auch mal laut werden, was aber leider zu selten vorkommt. Ein wenig mehr Ultra bietet da der mit rund 400 Nasen besetzte Gästeblock, auch wenn das Gebotene wenig euphorisch wirkt. Mittlerweile kickt Standard das vierte Mal vor meinen Augen, zum vierten Mal kann man dem Ultras Inferno kein sonderlich positives Zeugnis ausstellen. Allzu große Kritik steht mir jedoch nicht zu, belassen wir es daher dabei, dass man sich von einer über 20 Jahre alten Gruppe dann doch etwas mehr als vielleicht 30,40 recht junge Aktive erwartet, die ihr durchaus charmantes Liedgut (besonders das "Standard De Liège ohohoh, On t'aime plus que la marijuana, Cocaïne, Héroïne, aucune drogue ne te remplacera!"...gefällt) unmotiviert in den Abendhimmel summen. Viel zu feiern hatten sie indes eh nicht, da die Gastgeber den Vorteil eines Spielers mehr auf dem Platz (Réginal Goreux fliegt bereits in der 32. Minute mit der Ampelkarte vom Feld) zwar erst sehr spät - der zehnfache Meister aus Lüttich geht nur drei Minuten später in Führung -, aber am Ende doch noch nutzen können. Hilft dem KVRS im Abstiegskampf natürlich enorm, der Abstand zum letzten Rang (und damit sicheren Abstieg) beträgt nun wieder beruhigende sechs Punkte. Vielleicht liegt's auch an den Feierlichkeiten zum überraschenen Dreier, aber auch nach dem Spiel merkt man auf den Straßen rund ums Stadion nicht, dass hier gerade ein Fußballspiel stattfand... Der Vorteil liegt an einem quasi nicht existenten Abfahrtsstau auf der Hand, sodass man zu einer humanen Zeit in Ossendrecht aufdribbelte und den Abend dort entspannt ausklingen ließ.





















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