- Division 1B (2.Liga Belgien)
- Stadion Schiervelde (Roeselare)
- 868 Zuschauer
- 1:1 (0:1)
Ziel ist Roeselare (oder Roulers, wie man im französischen sagt) und dank etwas Bleifuß ist die pünktliche Ankunft am Sportkomplex Schiervelde kein Problem. Neben dem erst rund 30 Jahre alten Stadion ist auch eine rund 2.250 Zuschauer fassende Sporthalle Teil der Anlage, in der die Volleyballer von Knack Roeselare auf Titeljagd gehen. Durchaus erfolgreich übrigens, je elf Meisterschaften und Pokalsiege sowie die Dauerteilnahme an verschiedenen europäischen Wettbewerben sind Zeuge davon. Die paar Meter weiter ist nach Zahlung von 15 € das triste Gegenteil Gastgeber für die nächsten 90 Minuten. Vor gerade mal drei Monaten stand der KSV (=Koninklijke Sport Vereniging, die erst 1999 aus einer Fusion der beiden Rivalen SK und KFC entstand) vor dem Ende, als das Handelsgericht in Kortrijk den Verein für insolvent erklärte und der zuständige Insolvenzverwalter jegliche Aktivität untersagte. Neun Tage musste gezittert werden, dann wurde dem Widerspruch der Schwarz-Weißen stattgegeben und das Verfahren wurde wieder aufgehoben - man hatte erfolgreich nachweisen können, die entsprechenden Forderungen beglichen zu haben. Zu spät zumindest für die Partie des KSV gegen Virton, die für Roeselare kampflos verloren ging. Auch im sportlichen Bereich sieht es mau aus, die erste Hälfte der ja zweigeteilten Saison (die Belgier und ihre Ligenmodi...) schloß man auf auf dem vorletzten Platz ab, im aktuellen zweiten Abschnitt sieht es dagegen schon etwas besser aus, auch wenn man mit dem wichtigen ersten Platz (die beiden Sieger der beiden Abschnitte spielen bekanntlich in Hin- und Rückspiel einen Aufsteiger aus) wird man aber wohl nichts zu tun haben. Der eh schon nicht hohe Zuschauerschnitt in einer Stadt mit rund 62.000 Einwohnern ist durch das Chaos natürlich noch weiter gesunken, auch heute kommen gegen den Brüsseler Traditionsverein keine 900 Zuschauer, darunter auch rund 100 Anhänger der Blau-Gelben. Allgemein wirkt das Stadion mittlerweile auch zu groß für den Verein, gerade mal zwei kleine Imbisswagen hinter den beiden Tribünen, sonst gibt's hier nichts, nicht einmal einen geöffneten Fanshop. Einen kleinen, singenden Haufen gibt's hier trotzdem, aber alles recht jung und arg englisch angehaucht, daher nicht ganz so unser Fall, zumal eben alles noch in den Kinderschuhen zu stecken scheint. Eine alteingesessene Fanszene sucht man hier aktuell zumindest vergeblich, sieht man von den typischen und liebgewonnenen Fußball-Opis ab.
Die dunklen Zeiten kennen auch die bereits angesprochenen Gäste, die immerhin in ihrer rund 120-jährigen Geschichte auch schon schon elf Meisterschaften und zwei Pokalsiege feiern konnten. Der letzte Titel datiert jedoch aus dem Jahr 1935, zwischenzeitlich kickte USG (die den bis heute bestehenden Rekord von 60 Kicks ohne in Serie ohne Liga-Niederlage innehaben) sogar nur viertklassig und rappelte sich erst in den letzten Jahren wieder auf. Auf der Trainerbank sitzt mit Thomas Christiansen (einst als "Torero" beim VfL Bochum und Hertha BSC auf Torejagd) eine bekannte Nase, der kurz vor der Halbzeit über die Führung jubeln kann. Die Anhänger sind entzückt, pflegen eine irgendwie krude Mischung aus britischem und französischem Einfluss - das Liedgut ist von der Insel, die Texte werden meist auf französisch vorgetragen. Die Gastgeber gleichen direkt nach der Halbzeit jedoch aus, nach 90 Minuten bleibt es auch bei der Punkteteilung, die keinem von beiden irgendwie hilft. Viel Zeit zum Auswerten bleibt jedoch nicht, einen Termin haben wir an diesem Tag nämlich noch.
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