Samstag, 17. August 2019

17.08.2019: FK Fotbal Třinec - FC Hradec Králové

  • Fotbalová národní liga (2.Liga Tschechische Republik)
  • Městský stadion na Lesní
  • 842 Zuschauer
  • 1:1 (0:0)
Jedes Jahr das gleiche Schauspiel: zumeist im Sommer beginnt das muntere Plätze tauschen in Europas Fußballligen, was natürlich auch Auswirkungen auf die zuvor komplettierten Ligen hat. Im Lieblingsland schlechthin sollte sich das in diesem Jahr ganz besonders bemerkbar machen, denn die schon vor rund zwei Jahren angekündigte Auflösung der eigenen Liga für die U21-Teams der Profivereine, der Juniorská Liga, wurde in diesem Sommer nun Realität. Die Folge: all die B-Truppen müssen wieder in den normalen Ligabetrieb eingegliedert werden und die Lösung dieses Problems war für den Verband kurzerhand die Aufstockung der Ligen. Statt zwei dritten Ligen gibts es nun derer drei (die ČFL besteht aus zwei Staffeln) und auch eine Liga tiefer gibt es nun eine Staffel mehr, dazu kommen die normalen Auf- und Absteiger sowie die für das Land leider typischen Lizenzverkäufe und Ligensprünge. Mit dem SK Líšeň stieg zudem noch eine Truppe in die 2.Liga auf, deren Stadion noch nicht in meiner Excel-Tabelle steht, sodass der "Komplettiert"-Status wieder aufgehoben wurde. Auf die lange Bank schieben wollte ich den Besuch zwar eh nicht, dass der Makel aber so schnell beseitigt werden würde, hätte ich mir dann aber auch nicht zugetraut, hehe. Passte aber auch perfekt zusammen, denn kurz zuvor checkte auch ich dann mal, dass der Verein mit einem der schönsten Namen (FK Fotbal = Fußballclub Fußball...) aus einer der schönsten Städte des Landes, Třinec (höre ich da jemanden lachen?!), mal wieder im großen Městský stadion na Lesní um Zweitliga-Punkte kämpft. Im seit Jahren eigentlich bespielten, deutlich kleineren und direkt nebenan liegenden Rudolfa Labaje wurde der Rasen ausgetauscht, also ziehen die Rot-Weißen eben mal wieder ins größere Stadion. Wie lange der Zustand andauern sollte, konnte keiner so richtig sagen, also die erste Möglichkeit beim Schopfe gepackt - zumal die Partie mit der Anstoßzeit von 10:15 Uhr perfekt mit Líšeň kombiniert werden konnte. "Prendere due piccioni con una fava", wie der Italiener sagen würde. 

Zumindest die notwendige frühe Abfahrtszeit von 3:30 Uhr (sind ja dann doch rund 560 Kilometer bis nach Třinec...) sorgte für einige Absagen, sodass nur die reizende Dame die Begleitung für die ersten Kilometer durch die Dunkelheit darstellte. Zumindest solange, bis kurz vor der polnischen Grenze ein verlumpter Backpacker, der sich beim zweiten Hinsehen als Harti entpuppte, unseren Weg kreuzte und den Tag mit uns verbringen würde. Immerhin hatte die frühe Abfahrt den Vorteil, dass die Autobahnen frei waren und man somit problemlos über die polnischen Straßen rollte, sieht man von den kurzen Wartezeiten an den Mautstationen ab. Dass ich eine gute Stunde vor Anpfiff vors Stadion rolle, hatte ich auch lange nicht mehr... Also noch einen kurzen Abstecher beim örtlichen Tesco eingelegt, um die Kronenvorräte, die in allen Geldbörsen nur marginal vorhanden waren, aufzustocken. Kaum auf dem dortigen Parkplatz ausgestiegen, wurde man auch schon von der Seite angesprochen und völlig überdrehter Einheimischer konnte und wollte seine Freude nicht verbergen, dass sich tatsächlich ein paar Deutsche in seine Heimatstadt verirren. Wundert mich zwar, aber realistisch betrachtet ist die Stadt nun wirklich keine, die in Reiseführern als Höhepunkt angepriesen wird. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters und die Völklinger Hütte ist schließlich auch Weltkulturerbe - aber dass der Typ uns ernsthaft fragt, ob wir zum arbeiten im örtlichen Stahlwerk "Třinecké železárny" (größter Arbeitgeber der Stadt, in dem jede zweite Tonne tschechischen Stahls hergestellt wird) gekommen sind, sagt dann doch viel aus. Wirr ging es auch weiter, denn auf den Hinweis "Fotbal" warnte er uns schon einmal vor. Sparta, Slavia - da gehen die Leute hin. Hier dagegen kommen vielleicht 1.500, wenn es gut läuft. Nicht wie in Deutschland, da ist Fußball Volkssport, da strömen die Massen ins Stadion. Er war letztens in Nürnberg, gegen Hannover oder so. Tolles Spiel, klasse Atmosphäre. Er geht nochmal zu seinem Auto, holt einen Schal raus, Rot-Schwarz, 1.FCN. "Derrr Zukunft verrpflichtet. Derrr Trradition verrbunden", liest er uns vor. Er klopft uns auf die Schulter, wir sehen uns eh gleich wieder. Auch er geht dann ins Stadion. 

Dort sind 50 Kc fällig, im Gegenzug gibt's einen Papierschnipsel und den Einlass in das begehrte Rund. Schickes Teil, auch wenn die Realität des in den vergangenen Jahren vollzogenen Rückbaus der Kurven und der Modernisierung der beiden Geraden kein Vergleich zu den Bildern aus alten Tagen ist. Nebenbei noch Junior und Holger abgegrüßt, später trottet auch Gavi durch den Eingang. Mit dem Beelzebub aus Drezno verkrümeln wir uns dann auch in den schattigen Teil der unüberdachten Gegengerade, die den besten Blick auf den Gästeblock bietet. Warum man den unbedingt haben muss ist einer dieser Fragen, auf die mir beim besten Willen keine Antwort einfallen will. "Blesk" (zu deutsch: Blitz), die tschechische Variante der unsäglichen Bild-Zeitung (und ebenfalls dem Axel Springer Verlag zugehörig) würde wahrscheinlich davon schreiben, dass auf jeden Gästefan ein Polizist kam und dabei völlig unter den Tisch kehren, dass aus der Königgrätzer Fanszene lediglich acht wackere Gestalten den rund 260 Kilometer langen Weg an die polnische Grenze angetreten haben. Klar, wenn Werner Schulze-Erdel wissen will, was die Top-Antwort der 100 Befragten auf die Frage "Was ist die geilste Fanszene Tschechiens?" ist und Oma Dagmar den Buzzer aus der Verankerung hämmert, um dann selbstsicher "Hradec Kralove!" zu antworten, dann wird da ein fettes X erscheinen und Oma Dagmar guckt doof aus der Wäsche. Aber mehr als acht Nasen hätte ich den Schwarz-Weißen dann doch zugetraut. Dafür deckten diese alle möglichen Klientel einer Fanszene ab: das blonde Mädel, welches mit ihrem Freund angereist ist, der den sorgsam gestochenen Königgrätzer Löwen auf der spärlichen Brust präsentiert. Der Typ im Triko und Fischerhut, dazu der Kerl, der beste Chancen auf die Rolle als Model der nächsten "Bier förmte diesen wunderschönen Körper"-Kollektion hätte. Ein typisch tschechischer, herrlich verpeilter Haufen. Ein paar mal werden die Klassiker der honzilianischen Stadion-Hitparade durch das eher spärlich gefüllte Rund (auch unser Freund vom Kaufland-Parkplatz torkelt wie angekündigt durchs Areal und präsentiert jedem, der ihn nicht sehen will, seinen FCN-Schal) geblökt, ansonsten vereint sie der Bierdurst. Noch bekloppter wird es im Heimblock, der aus drei dauertrommelnden Paradehonzas besteht, die unrythmisch auf die Pauke hauen und den Stadtnamen brüllen. Die Blödeleien der A4-Achse vertreiben die Zeit immerhin, denn ähnlich spannend wie auf den Rängen geht es auch auf dem Rasen des offiziell 9.050 Menschen fassenden Stadions zu. Selbst die beiden Tore ändern wenig am spannungsarmen Gebolze, dass mit jeder Sekunde langatmiger zu werden scheint. Kurz vor Schluss ist dann aber doch der Teufel los, als Jiří Valenta zum 2:1 für die Gastgeber trifft. Doch Assistent Lukáš Lakomý hebt die Fahne, zeigt Abseits an, auch wenn er diese Meinung exklusiv vertritt. Minutenlange Diskussionen, wütende Blicke und auch der VIP-Bereich auf der Gegengerade, unter dem der Tunnel zur Unparteiischen-Kabine liegt, lässt allerhand Beschimpfungen und Gegenstände auf Lakomý prasseln, der sich direkt mit dem Abpfiff aus dem Staub machen will. Da müssen sogar die Ordner eingreifen und den ein oder anderen erregten Fan zur Räson ziehen, auch wenn sich die meisten nur schwerlich beruhigen wollen. Was klaut der denen auch zwei Punkte?! 
Wir verabschieden uns dann aber auch zügig von Gavi, die nächste Etappe ruft. Dank Tipp aus Hof werfen wir noch auf einen kurzen Blick auf das Stadion Borek, in dem die B-Truppe der fußballspielenden Fußballer in der Divize kickt. Schöne, vergammelte Bude, wird bei Gelegenheit sicherlich bald mal beehrt. Dann geht es aber weiter, auch wenn ein zügiges Vorankommen aufgrund der tschechischen Bauwut nur schwer möglich ist.






































  

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