- Division 1B (2.Liga Belgien)
- Stadion Yvan Georges (Virton)
- 2.500 Zuschauer
- 1:0
(0:0)
Über
Merzig und Esch/Alzette rollen wir entspannt nach Virton. In der
südlichsten Stadt Belgiens kicken am Abend die heimischen
Zweitliga-Kicker, doch bevor wir dort auftauchen, schreit der Magen
nach Aufmerksamkeit. Zum Glück kennt Pommes hier noch eine gute
Frituur, die nach kurzer Konfusion und damit verbundenem
unfreiwilligem Stadtrundgang auch gefunden wird und die Haute Cuisine
des kleinen, belgischen Mannes (und Frauen) zu fairen Preisen
anbietet. Schmeckt wie immer vorzüglich und sichert den
Kalorienhaushalt für die nächsten drei Wochen, zufrieden trollen
wir uns also Richtung Stade Yvan Georges. Kaum war die Parkplatz
blockierende Kinderbande verscheucht und die Türen der Karre
zugeknallt, quatschte uns auch schon ein Typ von der Seite an und
drückte uns nach kurzer Erklärung Freikarten in die schmierigen
Griffel. Er wollte eigentlich mit Kumpels hier her, die haben aber
abgesagt und jetzt hat er eben welche übrig - und bevor er sie
wegwirft, verschenkt er sie halt. Sympathischer Kerl und an dieser
Stelle ein kurzes Danke an den unbekannten Herren! Das gesparte Geld
blieb dank geschlossenem Fanshop auch wirklich gespart (dabei hatten
die schicke Wintermützen) und wir konnten auf uns wirken lassen, was
wir uns da ausgesucht hatten. "Zusammengewürfelt" ist
wahrscheinlich die beste Beschreibung für das Stadion der 1922
gegründeten Gastgeber - nur bin ich mir noch immer unschlüssig, ob
ich das positiv werten soll oder wir hier eher von der Faszination
des Grauens sprechen. Auf zwei Seiten gibt's kleine überdachte
Tribünen, dazu eine etwas größere Tribüne auf einer Geraden sowie
einen unüberdachten Bereich hinter dem Tor. Alles irgendwie etwas
komisch und vermutlich dem Wiederaufstieg nach vierjähriger Pause in
der 2.Liga zu verdanken. Hilfreich war dabei sicherlich auch ein 2018
präsentierter neuer Großsponsor, denn ein gewisser Flavio Becca hat
seine mit Millionen gefüllten Hände nicht nur in Kaiserslautern
oder Düdelingen im Spiel, auch hier in Virton pumpte er einen
ordentlichen Betrag in den Club und stellte auch die Mittel für die
notwendigen Ausbesserungen nach dem Aufstieg im Sommer zur Verfügung.
Zu welchen Konditionen ist mir nicht bekannt, um ein Geschenk dürfte
es sich dabei aber sicherlich nicht handeln. Zumindest der Erfolg
gibt den handelnden Nasen aber recht, denn der von Dino Toppmöller
trainierte Aufsteiger katapultiert sich nach dem 1:0-Erfolg durch den
goldenen Treffer des Angolaners Stélvio Rosa da Cruz über Lommel
sogar an die Tabellenspitze der Division 1B. Freut 98% der geschätzt
2.500 Zuschauer natürlich, lediglich die exakt 46 Gäste aus
Flandern sind nach dem späten Gegentreffer bedient. Inwieweit das
einem der Vereine eigentlich was bringt ist wie immer die große
Frage in Belgien, da man in dem kleinen Land anscheinend seine
kindliche Freude an komplizierten Aufstiegsregelungen und Ligamodi
nicht nur behalten, sondern sogar noch ausgebaut hat. Ich zitiere an
dieser Stelle einfach mal den aktuellen Modus der Division 1B:
"Die
Saison wird in zwei „Tranchen“ zu je 14 Spieltagen ausgetragen.
Dabei spielen die acht Vereine in einer Hin- und Rückrunde pro
Tranche jeweils zweimal gegeneinander. Die erste Tranche begann am 2.
August 2019 und endet am 9. November 2019. Die zweite wird vom 16.
November 2019 bis zum 28. Februar 2020 ausgetragen.Die
Sieger der beiden Tranchen ermitteln in zwei Spielen den Meister, der
dann in die Division 1A aufstieg. Falls ein Team beide Tranchen
gewinnen sollte, steigt es ohne Entscheidungsspiele auf. Durch
Beschluss vom 7. Juni 2019 durch die Generalversammlung der Vereine
der Pro League (alle Vereine der Ersten und Zweiten Division) wurde
der weitere Modus ab dieser Saison geändert. Abweichend
zur bisherigen Regelung spielen dann die Vereine auf den Plätzen 1
bis 6 der Gesamttabelle (gebildet aus den Spielen beider Tranchen)
der Division 1B (also einschließlich des Aufsteigers) zusammen mit
den Vereine auf den Plätzen 7 bis 16 der Ersten Division (also
einschliesslich des Absteigers aus der Ersten Division) in vier
Gruppen zu je vier Vereinen in jeweils einer Doppelrunde
gegeneinander. Die Sieger der vier Gruppen ermitteln in zwei
Halbfinalen die Teilnehmer am Play-off-2-Finale. Halbfinale und
Finale werden jeweils mit Hin- und Rückspiel ausgetragen.Der
Sieger dieses Play-off-2-Finales tritt unverändert in einem weiteren
Entscheidungsspiel gegen den Viert- oder Fünftplatzierten des
Play-offs 1 um den letzten internationalen Startplatz an. Im Falle
entsprechenden sportlichen Erfolges und entsprechender Lizenz steht
somit einer Mannschaft aus der Division 1B der Weg in die Europa
League offen.Die
Mannschaften auf den Plätzen 7 und 8 der Gesamttabelle spielen in
fünf Spielen gegeneinander um den Abstieg in die Division 1
Amateure. Dabei hat die Mannschaft auf Platz 7 zuerst Heimrecht und
einen Vorsprung von drei Punkten. Dann wird Spiel für Spiel das
Heimrecht gewechselt. Spiele, die Remis enden, werden nicht
verlängert oder anderweitig entschieden.Es
steigt die Mannschaft ab, die nach fünf Spielen weniger Punkte hat
bzw. die führende nicht mehr erreichen kann."
Wer auch immer sich diesen Mist ausgedacht hat, muss verdammt starkes Zeug rauchen. Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Nach dem Abpfiff geht's zurück nach Deutschland, Pommes wird noch vor der Haustür abgesetzt, morgen sieht man sich ja eh wieder. Und nun aber bonne nuit!
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