Samstag, 2. November 2019

02.11.2019: SK Slavia Praha - FC Baník Ostrava

  • 1. česká fotbalová liga (1.Liga Tschechische Republik)
  • Nový Stadion Eden (Praha)
  • 18.297 Zuschauer
  • 4:0 (1:0)
Man kann ja vom Neubau des Eden-Stadions halten, was man will, aber einen Vorteil hat die Bude: mit dem auf der anderen Straßenseite liegenden Parkhaus hat sich das Problem mit der Parkplatzsuche erledigt und das auch noch zu einem äußerst günstigen Kurs (40 Kronen wurden berappt, ergo also gerade mal 40 Cent pro Nase) - wenn ich da an das Elend die paar Ecken weiter beim gerade mal 1.300 Meter entfernten Ďolíček denke... Nun aber Schluss mit dem Lob, ansonsten bleibt die Bude eben ein typischer Neubau mit einer zugegeben starken Akustik, aber eben auch dem ganzen Scheiß, den man nicht braucht. Wirklich warm werde ich mit dem Teil einfach nicht, auch wenn der Schwung, den die Fanszene der Rot-Weißen durch die Rückkehr in die alte, neue Heimat genommen hat, nicht wegzudiskutieren ist. Der sportliche Erfolg tut sein Übriges, der sich aber - hallo moderner Fußball! - erst seit dem Einsteigen chinesischer Investoren, denen der Verein zu 99% gehört, eingestellt hat. Und trotzdem: an sich funktioniert das und alle sind glücklich. Der Verein holt Titel, spielt in dieser Saison sogar im Konzert der gaaaaanz Großen mit (gibt's dieses "...diiiieee Meeeeiiiiisterrr...."-Gejaule in der Champions-League-Hymne eigentlich auch auf tschechisch?), dementsprechend rennen die Leute dem alten Traditionsverein mit dem markanten roten Stern im Wappen auch die Bude ein. Die Fanszene spielt mit, hat - so zumindest der Eindruck von außen - ein paar Freiheiten, profitiert aber auch. Der Block ist selbst bei Gammelspielen gut gefüllt und seit kurzem hat die Tribuna Sever sogar nen eigenen Shop im Stadion. Kurioserweise zwar auf der anderen Straßenseite (und mit bestem Blick auf etwaige größere Auswärts-Mobs - vielleicht doch alles gar nicht so kurios, hehe), aber auch dort gehen die Leute ein und aus und lassen die Kronen da. Klar, den Blick rein riskier auch ich, am Ende wandert sogar was in die eigene Sammlung, aber irgendwo tief im Inneren schreit auch hier eine kleine Stimme in mir was von "Kommerz"... 
Der ganze Spaß geht auch drin weiter: Das Eden ist schon seit Wiedereröffnung im Mai 2008 z.B. offiziell ein Nichtraucherstadion, aber im Gegensatz zu vielen anderen Orten halten sich hier auch dran und so wird zur Halbzeit zum großen Gequarze im Umlauf geblasen. Klar, finden viele klasse, gesundheitlich sicher auch besser, aber trotzdem fehlt mir das irgendwie. Drinnen riecht es nach Popcorn, mobile Verkäufer verticken das Zeug und anderen Kram, überall Selfies, Handys,... kacke, das hat mit Tschechien irgendwie alles nichts mehr zu tun. Auf dem Rasen zerlegt Slavia die Gäste am Ende problemlos mit 4:0 und führt die Tabelle schon jetzt mit großem Vorsprung an. Am Ende gibt's ja seit zwei Jahren auch den neuen Modus mit Meister-, Europa- und Abstiegsrunde nach der regulären Saison, ein großer Vorsprung kann jetzt also den entscheidenden Vorteil später bringen, da die Punkte mitgenommen werden. Auf den Rängen bietet sich uns das erwartete Szenario, bei dem heute aber irgendwie der letzte Kick fehlte. Die rund 600 Gäste (Banik-FC Vogtland zeigte sich leicht enttäuscht, hoffte dank sportlich bis jetzt gar nicht sooo schlechtem Saisonverlauf auf das Knacken der vierstelligen Marke) spulen ihr übliches Programm ab, viel Armarbeit, der polnische Einfluss unverkennbar. In der zweiten Hälfte holt sich auch die mährisch-schlesische Kreativabteilung ihr Fleißbienchen ab, ein Schädel mit zwei gekreuzten Bengalos zeigt schon, was die Aktion der "Banik Ostrava Ultras" abrundet. Schickes Ding, keine Frage. Ansonsten fehlt aber hier irgendwo der letzte Schliff, das letzte bisschen Power. Klar, bei der sich in Halbzeit Zwei abzeichenden Niederlage auch kein Wunder, mehr als Standard wird es also irgendwie nicht. Ein ähnliches Fazit gilt es auch für die Tribuna Sever zu ziehen. Alles ganz nett, aber auch hier fehlte die letzte Kraft, der letzte Funken, auch die zur Führung zahlreich gezündeten Bengalos können diesen nicht entfachen. Vielleicht ein Nachteil des sportlichen Erfolges, da kickt ein Sieg gegen einen schon länger nicht mehr ebenbürtigen Gegner (zumindest auch sportlicher Ebene) wahrscheinlich einfach nicht mehr so - wer weiß. Auch hier zeigte man am Ende der Partie noch das Werk der letzten Arbeitseinsätze und gratulierte dem eigenen Verein zum 127. Geburtstag, auch hier inklusive Kerzen auf der imaginären Torte. Vor allem für tschechische Verhältnisse also eine runde Sache eigentlich, wir meckern zugegeben auf hohem Niveau - aber manch einer kennt das eben, wenn das letzte Quäntchen fehlt... 
Auch nach dem Spiel kriegen wir die Nachteile des Zuschauerzuspruchs zu spüren, der Abfahrtsstau verdient sich seinen Namen redlich und verzögert die Abreise erheblich. Auch auf der liebgewonnenen Standardroute gen Norden ist keine große Zeitersparnis möglich, der berühmt-berüchtigte Nebel des böhmischen Beckens verhindert tatsächlich den obligatorischen Bleifuß. Am Ende auch egal, schöner Tag, auch wenn es hier vielleicht nicht so klingt, hehe.

























































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