Montag, 22. April 2019

20.04.2019: SV Chemie Böhlen - VfB Leisnig

  • Kreisoberliga Muldental/Leipziger Land (8.Liga)
  • Stadion Jahnbaude (Böhlen)
  • 70 Zuschauer
  • 2:2 (1:1)

Deutschland steht vor einem Problem, dass das Land vor eine Zerreißprobe stellt. Invasoren aus Nordafrika drängen in dieses schöne Land, auf seine Wiesen und Felder, seine Flüsse und Seen. Und wir haben sie uns auch noch selbst ins Land geholt – meist zu Schauzwecken, zur Belustigung und Stillung unserer untersten Bedürfnisse. Aber man wurde ihnen nicht mehr Herr, sie strebten nach Freiheit. Und das Schlimmste: sie, diese von uns hergeholten nordafrikanischen Invasoren, nehmen uns alles weg. Die Wohnung. Die Alte. Das Fressen. Alles, aber einfach alles soll in ihrem schmierigen Schnabel landen und sonst nirgendwo. Und was macht der Deutsche? Er weiß nicht wie er damit umgehen soll, verteidigt diese Vögel auch noch, während andere darüber spekulieren, endlich eine Jagdsaison einzuführen und sie zum Abschuss freizugeben. Es geht sogar so weit, dass selbst die Europäische Union sie auf die Liste der invasiven Arten gesetzt hat, die in Europa nicht erwünscht sind. Not welcome. Am Ende wird nur die eine Lösung bleiben, um dieses Problem zu lösen und unsere Umwelt zu schützen: die Jagdsaison eröffnen, flächendeckend, in ganz Deutschland. Selbst die Fachwelt ist sich da einig: „Man kann die nicht einfangen und sterilisieren. Das ist bei diesen Vögeln viel zu aufwändig - wenn das überhaupt geht, das habe ich auch noch nicht gehört. Aus meinem Verständnis heraus gibt es keine anderen Management-Methoden als sie zu verscheuchen oder zu bejagen, was in den allermeisten Fällen zu schießen heißt“, sagt zum Beispiel Marten Winter. Und ja, langsam muss etwas getan werden, muss die Politik reagieren. Denn auch hier, im sächsischen Nichts, macht die Nilgans (lateinisch Alopochen aegyptiaca) sich breit und vertreibt die heimischen Gänse-Arten. Keine Überraschung daher, dass im sonst leeren Stadion an der Waldstraße in Böhlen zwei dieser possierlichen Tierchen über den mittlerweile mit Kratern übersäten Rasen stolperten. Wer Zweifel daran hatte, dass hier nicht mehr gespielt wird, wurde heute eines Besseren belehrt – der Zustand des Platzes erbärmlich, die Auswechselkabinen zusammengestürzt, die Stufen auf dem besten Weg zur Grundlage des jährlich blühenden Biotops. Und zwei Nilgänse sowie ein einsamer Böhlener, der die Stille und Abgeschiedenheit des verlassenen und vermutlich auch vergessenen Stadions - dass 1953 mit dem Aushub aufgeschüttet wurde, welcher bei der Begradigung der nahen Pleiße anfiel – nutzte, um sich bei strahlendem Sonnenschein und nur mit einer Buchse bekleidet den ersten Sonnenbrand des Jahres zu holen. Da störten die zwei Bekloppten, die hier überall ihre Fotos von den Stufen machten, anscheinend nur und so war der Kollege offensichtlich erfreut über die Tatsache, dass die Kombination “Kleiner Zeiger auf der 3, großer Zeiger auf der 12“ auf der Uhr das mahnende Signal zum Aufbruch bedeutete. In der traditionsreichen Jahnbaude stand die im Winter abgesagte Nachholpartie zwischen Chemie Böhlen und dem VfB Leisnig auf dem Programm und immerhin 70 Nasen hatten das Spiel als Nachmittagsgestaltung auserkoren. Während die Gastgeber mit etwas Pech nur zur einem 2:2 kamen, was angesichts der sportlichen Lage im Nichts der Tabelle keinen Beinbruch darstellen dürfte, ließen wir die Blicke schweifen und mussten feststellen, dass dieser Moment nah an der Perfektion liegen dürfte – die Sonne scheint, vor den Augen rollt der Ball, entspanntes Zusammensitzen und labern. Einfach Fußball. Natürlich prägt auch die Jahnbaude selbst den Eindruck, denn obwohl an sich nicht spektakulär, steckt sie doch voller Fußballgeschichte. Denn dort, wo heute Löwenzahn und Gänseblümchen die Sonne genießen, standen vor 40 Jahren Detlef, Maik und Mirko und feuerten ihre Idole Klaus Havenstein oder Bernd Hubert gegen die verhassten elitären Fußballclubs an. Ja, auch die BSG Chemie Böhlen, die kurz nach der Wende eine wichtige Rolle beim Überleben des Leipziger Namensvetters spielte, ist Teil des elitären Zirkels der ewigen Tabelle der DDR-Oberliga. Insgesamt vier Spielzeiten waren die Grün-Weißen Gast in der Belletage des ostdeutschen Fußballs und konnten dabei auch den ein oder anderen großen Sieg erringen – die Bilanz der Himmelblauen zum Beispiel hier ist mit zwei Remis und zwei Niederlagen in dieser Zeit alles andere als rosig. 1990 war Chemie Böhlen auch die erste Ostmannschaft, die von einem Westdeutschen trainiert wurde, auch wenn das Gastspiel von Jimmy Hartwig nur von kurzer Dauer war. Doch die Zeit und politische Veränderungen sind oftmals zu große Gegner: nach dem Debakel der Fusion mit der Leipziger Chemie (die Böhlener gaben neben ihrem Oberliga-Startplatz auch noch fast die komplette Stammelf an den neugegründeten FC Sachsen ab und starteten selbst in der Bezirksliga) folgte 1997 der Tiefpunkt der Insolvenz, die den Verein endgültig auf die Kreisebene zurück beorderte. Statt Dynamo Dresden, Carl Zeiss Jena, Lok Leipzig oder dem BFC heißen die Gegner mittlerweile Blau-Weiß Bennewitz, TuS Pegau, Großsteinberg und Blau-Weiß Deutzen und statt Tausenden bevölkern nur noch ein paar Dutzend die alten Ränge der Jahnbaude, davon aber eben auch nicht wenige, die hier schon ganz andere Kaliber spielen sahen. Aber auch deswegen ist es schon irgendwie schön hier.
 





























Stadion an der Waldstraße (Böhlen)





















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